Dori
Dori, * ca. März 2008 in Katalonien/Spanien, bei uns seit dem 27. Dezember 2009
Ein Hund aus dem Tierschutz sollte es sein. Vorzugsweise eine Hündin. Mittelgroß vielleicht. Am liebsten ohne Jagdtrieb... Unzählige Tierschutz-Seiten im Internet habe ich durchforstet auf der Suche nach einer neuen vierbeinigen Begleiterin für mich. Hunderte von Fotos angeschaut und eben so viele Beschreibungen gelesen... Der sprichwörtliche Funke aber sprang nicht über. Bis ich auf Umwegen auf der Seite eines spanischen Tierheims landete und dort diese Fotos entdeckte:
Ich war spontan verliebt in diese Ohren... Dass eine spanische Hündin mit solchen Ohren mindestens einen Podenco zu ihren Vorfahren zählen wird, habe ich registriert und dann sofort wieder verdrängt. Podencos werden in Spanien für die Jagd auf Kaninchen gezüchtet. Podencos jagen mit allen Sinnen – sie sind also keine Sichthetzer wie Windhunde, sondern setzen Augen, Nase und Ohren ein, um Wild aufzustöbern. Podencos gelten als selbstständig und „schwer erziehbar“. Nicht gerade das, was ich mir als Nachfolgerin meiner doch recht unkomplizierten Aisha vorgestellt hatte. Ich gehöre nämlich eigentlich nicht zu den Hundetrainern, die sich extra „schwierige“ Hunde anschaffen, um zu demonstrieren, was für gute Trainer sie sind ;-). Von all diesen Podenco-Eigenschaften stand nichts in der Beschreibung der Hündin. Dororo... Energiebündel auf 4 Pfoten... Immer fröhlich und gut drauf... So wurde sie beschrieben und genau so wünschte ich mir meinen Hund. Der einzige Haken: Sie war in Spanien und ich wollte meinen zukünftigen Hund vor der Übernahme unbedingt erst kennen lernen. Also schrieb´ ich eine Mail an die Essener Tierschutzorganisation, die regelmässig Hunde von dort in Deutschland vermittelt. Ob diese Hündin auch in absehbarer Zeit nach Deutschland kommen würde? Die Antwort kam prompt: „Ja, sie kommt sogar schon nächstes Wochenende, am Samstag. Wenn Sie möchten, können Sie gleich am Sonntag kommen und sie kennen lernen!“ Nun, soooo schnell war der Einzug eines neuen Hundes eigentlich nicht geplant gewesen... Andererseits... man kann ja mal gucken fahren... Und so machten mein Mann und ich uns eine Woche später auf den Weg in die Auffangstation nach Essen.
Als wir durch das braune Tor in den Innenhof kamen, waren wir sofort umringt von einem ganzen Rudel unterschiedlichster Hunde – aber wo war Dori? Die Tierschützerin erzählte uns, Dori sei im Gegensatz zu den anderen Neuankömmlingen noch nicht recht aufgetaut und im Haus. Der sogenannte Sozialraum, ein kleiner Raum mit einem Tisch, einer Bank (beides mit Teppich bezogen), einem Holzofen und einem kleinen Fernseher war – genau wie der Innenhof – ebenfalls voller Hunde. Alles wuselte durcheinander. Und ganz hinten in der Ecke, klein zusammengerollt, lag unsere Dori auf einer Bank und schien zu schlafen, mitten im dicksten Trubel.
Vorsichtig setzte ich mich zu ihr und begann, sie sachte zu kraulen. Sie reagierte gar nicht darauf und ließ es einfach so geschehen. Die lange Reise im Auto von Spanien nach Deutschland steckte ihr offensichtlich noch in den Knochen. Bei unserem anschließenden ersten kleinen Spaziergang zeigte sie sich dann auch gar nicht als „Energiebündel auf vier Pfoten und immer fröhlich und gut drauf“. Sie war recht ängstlich und verunsichert, mein Mann konnte sie gar nicht anfassen.
Auf dem Weg nach Hause meldete ich zaghafte Zweifel an, ob das der richtige Hund für uns wäre. Andererseits war ich schon ein bisschen verliebt in die Kleine - und meinen Mann hatte sie schon vollends um die Pfote gewickelt. So hoffte ich, dass die Beschreibung aus Spanien zutraf und sie sich nach ein wenig Eingewöhnungszeit doch noch in ein fröhliches Energiebündel verwandeln würde. Und genau so war es ;-). In den folgenden zwei Wochen besuchte ich Dori fast täglich in Essen, um mit ihr spazieren zu gehen. Die Entscheidung, sie zu uns zu holen, haben wir noch am Tag unseres Kennenlernens getroffen. Da aber die Aufnahme eines neuen vierbeinigen Familienmitgliedes eigentlich erst zu einem späteren Zeitpunkt geplant war, mussten wir noch zwei Wochen überbrücken, bis wir beide Urlaub und damit genug Zeit hatten, um uns um Dori´s Eingewöhnung zu kümmern. Ausserdem stand Weihnachten vor der Tür und wir wollten ihr nicht gleich den Stress von Familienbesuchen antun. So lernten wir uns eben auf Spaziergängen rund um die Essener Auffangstation kennen, bevor Dori dann endlich am 27. Dezember 2009 zu uns gebracht wurde.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell sich Hunde an geänderte Lebensumstände anpassen können! Dori war in Spanien auf der Strasse aufgegriffen worden, sass im dortigen Tierheim, danach in der Essener Auffangstation und nun in unserem Wohnzimmer... Sie war nach einem Tag stubenrein und eroberte ebenso schnell unsere Herzen wie die besten Plätze auf dem Sofa. Wie alle Hunde aus dem Tierschutz, verhielt sie sich in den ersten Wochen noch recht verhalten... Ging manierlich an der Leine, zeigte zwar Ansätze von Jagdtrieb, war aber gut ansprechbar. Ihre anfängliche Scheu bei Menschen legte sie schnell ab – nur kleine Kinder machten ihr große Angst. Glücklicherweise haben wir viele Nichten und Neffen, die uns halfen, sie davon zu überzeugen, dass es sehr nette Kinder gibt. Sie ließen Dori bestimmen, ob und wie viel Kontakt sie aufnehmen wollte und viele leckere Käsewürfel taten ihr Übriges. Mit allen Hunden, die sie nach und nach kennen lernte, verstand sie sich gut.
Meine Hoffnung, ich hätte vielleicht eine Podenca mit nur mässig ausgeprägtem Jagdtrieb erwischt, machte Dori in den folgenden Wochen dann doch zunichte. Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, ist ihr Jagdtrieb rassetypisch seeeehr ausgeprägt...
Fortsetzung folgt...